1950 — 1972
Aufbruch zu neuen Zielen
In den nächsten Jahrzehnten begannen sich im Spielmannszug Strukturen zu verfestigen und auszuweiten. Die relativ lose Zusammensetzung der Spielleute machte organisatorisch einen großen Schritt. 1952 teilte das Jägercorps den Spielmannszug der diensthabenden Kompanie zu. Zum ersten Mal wurde mit Wilhelm Schacke, 1949 mit der Re-Organisation des Spielmannszuges beauftragt, ein Spielmann für ein 40-jähriges Dienstjubiläum ausgezeichnet.
1962 trat der Spielmannszug der Niedersächsischen Spielmannszugvereinigung (SZVN) bei, was zur Teilnahme an Wettstreiten berechtigte. Im darauffolgenden Jahr ging die Entwicklung rasant weiter. Mit dem Schützenplatz und der Schule standen feste Örtlichkeiten für Übungsabende zur Verfügung. Auch die Uniform wurde endlich standardisiert, um das Erscheinungsbild des Vereins zu vereinheitlichen. Auf Vorschlag von Günther Schulze sollten die Spielleute künftig schwarze Hosen mit grünen Biesen und schwarze Schuhe tragen. Ein nachhaltiger Beschluss, der noch bis heute Bestand hat. Besagter Günther Schulze wurde in diesem Jahr auch beauftragt, eine Jugendgruppe zu bilden und somit erster Jugendwart des wachsenden Vereins. Außerdem erhielt er die musikalische Gesamtleitung des Zuges. Weiterhin führte man in diesem Jahr ein Freundschaftstreffen der SZVN in Knesebeck durch, es nahmen sieben Spielmannszüge teil. 1963 bestand der Spielmannszug aus 14 aktiven Spielleuten.
Modisch ging der Wandel der Spielleute weiter. 1966 erhielt auch der Jugendzug auf Vorschlag von Wilhelm Piep einheitliche Kleidung: Dunkelgrüne Hemden und grüne Krawatten mit Lyra-Abzeichen. Der Wandel wurde im personellen Bereich ebenfalls fortgesetzt: 1967 übernahm Karsten Temme den Posten des Jugendwarts. 1970 flachten die Hierarchien ab, Walter Schulze übernahm die Übungsleitung der Flöter, Karsten Temme die der Trommler. Die Gesamtleitung blieb zunächst weiter in den Händen von Günther Schulze, bis Walter Schulze diese 1971 komplett erhielt.
Doch nicht nur strukturell, auch musikalisch nahm die Entwicklung seinen Lauf. War der einzige aufgezeichnete Auftritt außerhalb des Schützenfestes bisher 1924, umrahmte der Spielmannszug 1952 erstmals das Königseichenpflanzen musikalisch. In den nächsten Jahren gab es weitere auswärtige Auftritte, so beispielsweise beim 70-jährigen Jubiläum des Schützenvereins Wesendorf 1962 oder 1969 bei der Ausführung des Großen Zapfenstreichs im Rahmen des Knesebecker Feuerwehrfestes. Großer Zapfenstreich? Das höchste militärische Zeremoniell der Bundeswehr bedurfte auch musikalisch einiger Übung. Im Zeitraum vom Königseichenpflanzen zum Zapfenstreich gab es einige Veränderungen. 1957 wurde der Kauf einer neuen Trommel für 65 DM beschlossen. Zum Vergleich: Unsere heutigen Trommeln kosten 750 €, aumgerechnet ca. 1.470 DM. Ab 1963 unterstütze Heinz Ebert aus dem Spielmannszug Gilde Wolfsburg den Übungsbetrieb, der musikalisch einige neue Erfahrungen einfließen ließ und sich auch für das Einüben des Großen Zapfenstreichs verantwortlich zeigte. Der Jugendzug, 1964 komplett mit neuen Instrumenten ausgerüstet, hatte bereits im Jahr 1967 alle Märsche des Stammzuges eingeübt. Dies ist ein Grund, warum Günther Schulze den Posten des Jugendwartes abgab. Er hatte den Grundstein gelegt und sah sich nun nicht mehr in der Lage, neue Märsche einzuüben. Jüngere Kameraden sollten im musikalischen Bereich neue Rollen und mehr Verantwortung übernehmen. Die Veränderungen zahlten sich über die Jahre aus: 1972 konnte der Spielmannszug beim Bezirkswettstreit Heide-Süd in Knesebeck erstmalig Bezirksmeister in der Marschklasse werden. Mit dem Erfolg im Rücken beschloss man, dass der Jugendzug zukünftig ebenfalls an Wettstreiten teilnehmen sollte.
In den 1960ern wurden die Fundamente für ein florierendes Vereinsleben gelegt, sowohl musikalisch als auch strukturell. Vormalig reiner Schützenfest-Spielmannszug, wurden Strukturen nun ausgeweitet und Bühnenluft geschnuppert. Doch diese Entwicklung stagnierte keineswegs, wie sich zeigen sollte gefielen den Spielleuten die Wettstreit-Bretter und auch hinsichtlich des Vereinslebens hatten sie noch lange nicht genug.
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Musikalische Meilensteine