Chronik

1972 — 1980

Musikalische Meilensteine

Die Aktivitäten, Erfahrungen und Veränderungen der folgenden Jahre bis 1980 sollten sich als essentiell wichtig für die weitere Entwicklung des Spielmannszuges zeigen.

Fahrrad-Bataillon, 1975
W. Piep war Melder im Fahrrad-Bataillon im
1. Welkrieg, 1975

Ein Jahr zuvor beschlossen, nahm 1973 auch der Jugendzug erstmalig an einem Bezirkswettstreit teil und wird prompt Bezirksmeister. 1974 erwähnte Walter Schulze im Ausbildungsbericht auf der Jahreshauptversammlung, dass die Einführung des Notenlesens gute Fortschritte macht. Zuvor hatten die Flöter nach Zahlen gespielt.

Außerdem bekamen die Spielleute neue Sandner-Metallflöten, auf denen wir bis heute spielen. Für das Einüben der Schlagwerknoten zeigten sich Karsten Temme und später Karsten Mühe verantwortlich. Dabei wurden die Stücke der musikalischen Standardliteratur (in unserem Fall das „Graue Marschbuch” und das „Blaue Konzertalbum”) regelrecht durchgeackert. Im gleichen Jahr, 1974, löste Günther Schulze, zuvor seit 1966 zweiter Vorsitzender, den bisherigen ersten Vorsitzenden Wilhelm Piep ab, der dieses Amt seit der Neugründung 1949 inne hatte und von nun an als passives Mitglied weitergeführt wurde. Passend zur Versetzung in den Spielmanns-Ruhestand erlangte Wilhelm Piep beim Schützenfest die Königswürde. Im darauffolgenden Jahr verkleidete sich der Spielmannszug Ihm zu Ehren beim Großen Ummarsch am Schützenfestmontag als Fahrrad-Bataillon. Diese Form der Ehrenbezeugung für einen König aus dem „eigenen Lager” sollte Tradition werden, wie im Verlauf der Jahrzehnte noch deutlich wird. Am Rande der Ereignisse der „fünften Jahreszeit” unternahm der Spielmannszug 1975 eine Reise nach Rheinkamp, um an den Deutschen Meisterschaften des DBV teilzunehmen.

Cover des 1. Tonträgers
Cover des 1. Tonträgers

Zum 65-jährigen Jubiläum im Jahr 1976 wurde der Spielmannszug musikalisch gleich doppelt tätig. Zum ersten Mal nahmen die Spielleute eine Schallplatte auf und richteten in Knesebeck die Niedersachsenmeisterschaft aus, wo sie in der Marschund Konzertklasse jeweils einen Meistertitel gewinnen konnten. Auf der Schallplatte wurden die Stücke „Florentiner Marsch” und „Mars de Medici” verewigt. Ebenfalls zum ersten Mal ernannte der Verein Ehrenmitglieder, namentlich Wilhelm Schulze und Walter Reichenbach. Beide waren zwei Jahre zuvor in die passive Mitgliedschaft übergegangen und 15 Jahre lang aktiv im Dienst.

Nach den erfolgreichen Jahren als musikalischer Ausbilder und Übungsleiter übernahm Walter Schulze 1978 das Amt des ersten Vorsitzenden. Zuvor war er bereits vier Jahre lang zweiter Vorsitzender, in dieses Amt wechselte nun Günther Schulze. Die Schulze-Ära wurde somit aufgrund der positiven Erfahrungen fortgeführt. Auf der Bundesdelegiertentagung gelang es, die Ausrichtung der Deutschen Meisterschaften 1980 nach Knesebeck zu holen. Nachdem bereits Kesselpauken für das Schlagwerk angeschafft wurden, kaufte der Spielmannszug in diesem Jahr Soprankonzert- und Konzertpiccoloflöten, um das instrumentale Spektrum zu erweitern. Zu diesem Zeitpunkt betrug der Gesamtwert aller Instrumente rund 30.000 DM. Auch das musikalische Repertoire war gewachsen und so wurde 1979 pünktlich zur anstehenden heimischen Deutschen Meisterschaft die Langspielplatte „In Concert” in Hamburg aufgenommen, in der neben bekannten Schützenfestmärschen erstmalig Konzertstücke zu hören waren.

Deutsche Meisterschaft, 1980
Deutsche Meisterschaft, 1980

Das Üben zahlte sich letztlich aus und 1980 konnte in der Konzertklasse mit den Stücken „Der Kalif von Bagdad” und „Die Mühle im Schwarzwald” der Meistertitel errungen werden. Der „Kalif” avancierte in den nächsten Jahren zu unserem konzertanten Evergreen und ist bis heute das Stück, mit dem wir die meisten Titel erlangen konnten. Die organisatorische Mammutveranstaltung zehrte an den Kräften der Spielleute und erst als der Jugendzug im selben Jahr in Wesel ebenfalls Deutscher Meister in der Konzertklasse (mit denselben Stücken) wurde, konnte ausgiebig gefeiert werden.

Plakat der Deutschen Meisterschaft, 1980
Plakat der Deutschen Meisterschaft, 1980

Neben den musikalischen Ereignissen wurde der Verein 1979 in das Vereinsregister eingetragen und hat seitdem den Namenszusatz e.V. Aufgrund großer Nachfrage führte der Spielmannszug 1980 eine fördernde Mitgliedschaft ein. Nicht nur der Verein, auch die Ehrenmitglieder bekamen Zuwachs als im selben Jahr Wilhelm Piep zum Ehrenmitglied ernannt wurde.

Nachdem Strukturen in den 1960ern ausgeweitet wurden, verfestigten sich diese im Laufe der 1970er, was sich an den musikalischen Erfolgen ablesen lässt.

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